Ein weiterer Tag ist verschütt gegangen. Hachja, et is, wie et is. Übrigens war ich gestern nach anderthalb Wochen zum zweiten Mal nach Abschaffung der Maskierungspflicht im Edeka-Markt: wieder war ich der einzige Kunde ohne Maske. Bei den Angestellten lag die Quote freiatmender Leute geschätzt bei 60 zu 40, also existiert anscheinend keine Vermummungspflicht seitens des Arbeitgebers, wie ich letzte Woche noch annahm (ich weiß es nicht, ist mir aber sowieso zu uninteressant, diesbezüglich vor Ort reportermäßig nachzufragen, denn es änderte schließlich nichts an der Beschreibung des Ist-Zustands).

Dann bin ich Barbaras Tipp gefolgt und habe die sechteilige Serie "
Anatomie eines Skandals" angeschaut. Wie zu erwarten (Barbaras Vorschläge treffen bei mir zu 95 Prozent ins Schwarze), handelt es sich um eine erstklassig inszenierte und gespielte Serie, der ich nervenaufreibend als Zuschauer folgte. Absolut qualitativ eine 9-
Punkte-Serie - ABER - und jetzt kommt der Aspekt, weshalb ich die Serie auf meinem Datenträger wieder gelöscht habe, denn ihr Ende zerstört den gesamten mühsam und detailreich aufgebauten Plot, und es ist meines Erachtens unlogisch und widersinnig, was in der letzten Episode geschieht, wie die Hauptdarstellerin agiert.
Ich möchte nicht spoilern, deshalb hier ein wenig kryptisch:
Ab dem Moment, an dem die Frau mit den Kindern zu den Eltern ihres Mannes zu Besuch weilt, wird durch das Gespräch mit der Schwiegermutter ein Rechtfertigungsgrund für alles Spätere dargeboten. Was die Mutter von sich gibt, spricht keine Mutter, es handelt sich viel eher um ein politisches Statement einer karikierten unbelehrbaren gestrigen Frau, die einen antiquierten Konservatismus nach dem Munde redet. Es wird mit ihrer Rede - und ich würde jede Wette eingehen, dass dieses Statement vom Produktionsfluss abgeschnitten gedreht wurde - wie ein grobes Schnitzwerk die erste Begründung seitens der Autoren abgeliefert, um die letzte Wendung der Geschehnisse zu rechtfertigen. Ohne das Gespräch und ohne die letzte Beichte des Ehemanns, wäre diese Wendung vollkommen unglaubwürdig. Für mich ist sie es aber auch trotz des Gesprächs, denn es wirkt (wie zwei drei andere "vorbereitende" Szenen ebenfalls) aufgesetzt, um der wogen Political Correctness des Endes (#MeToo-mäßig) zu entsprechen. Wie wurde das im Roman umgesetzt? Ganz abgesehen davon, dass der Ehemann wegen des Verschweigens eines unwichtigen Details seiner Jugendsünde, an deren Ausgang er sowieso unschuldig war und ist, diese ganze Angelegenheit überhaupt kein Potential besitzt, eine langjährige Ehe zu zerstören (wer von uns ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein), so fehlt erst recht, selbst mit heutigen Maßstäben betrachtet und bei allem Wohlwollen für die "richtige" Moral, ein Grund für die Umkehr einer Liebesbeziehung hin zum puren Vernichtungswillen. Den Roman habe ich nicht gelesen, kann mir aber gut vorstellen, dass dort viel nuancierter diese Wendung vorbereitend erzählt wird. Natürlich sind Hass und Liebe Geschwister, die stets Hand in Hand gehen, doch es existiert im Film einfach keine ausreichender Begründung für die letzte Handlungsdrehung. In einem solchen Fall hätte die Ehefrau weit zu Beginn bereits ihren Mann verlassen - oder es wurde von den Serienschöpfern absichtlich versäumt, die Zweifel der Ehefrau und ihren beginnenden Hass zugunsten einer letzten großen Überraschung deutlicher auszuarbeiten. Das reicht so jedenfalls nicht, finde ich. Meines Erachtens zerstört die sechste Episode den gesamten raffinierten Aufbau der fünf beinahe schon genialen Stunden zuvor. Das ist aber nur meine persönliche Einschätzung, mit der ich auch ganz falsch liegen kann.
Nunja, es lohnt trotzdem diese gelungene Serie anzuschauen. Wenn jetzt allerdings immer mehr Serien dem wogen Zeitgeist zu entsprechen versuchen und quasi Nichtigkeiten zu Dramen aufbauschen, dann sehe ich schwarz für psychologisch clever geschriebene Inhalte - zumindest eine gewisse Zeit lang.
Einen psychologisch angenehmen Samstag wünsche ich dir.